Die bitter-süße Köstlichkeit!

Die bitter-süße Köstlichkeit!

3. November 2020 0 Von Helmut Wittmann

Prächtig steht sie da, die Eberesche, wenn sich an einem klaren Herbsttag die grünen Blätter und die Fülle der roten Beeren vom blauen Himmel abheben. Kein Wunder, dass sie in der keltischen Tradition ein heiliger Baum ist – und für die Druiden gar der Baum des Lebens.
Botanisch zeigt sie eine Kuriosität: Die Eberesche, ist ein Baum, der zwar die Blätter der Esche trägt, aber eigentlich keine Esche ist.

Die Vogelbeeren, also die Beeren der Eberesche, sind zwar nicht giftig, wie immer wieder behauptet wird, aber doch ziemlich bitter. Richtig verarbeitet wird draus eine Schnapsspezialität. Uns schmeckt aber der Saft, der aus den Vogelbeeren gewonnen werden kann, noch viel besser.

Gepflückt werden die orange-roten Beeren der Eberesche nach dem ersten Frost. Der macht sie milder. Sie verlieren an Bitterkeit. Manche pflücken sie – um den Vögeln zuvorzukommen – schon früher und lassen sie in der Gefriertruhe »frösteln«. Wir nutzen lieber der Kräfte der Natur. Wer beizeiten nach Ebereschen ausschaut wird auch nach dem ersten Frost noch welche finden, die reich tragen.
Aber Vorsicht: Die Beeren heißen nicht zufällig Vogelbeeren. Wenn die Vögel so richtig Gusto bekommen auf die Beeren eines Baumes, dann räumen sie den in einem Tag ab. Das geht dann richtig schnell.

Sind die Beeren gebrockt, so werden sie in einen Weitling gerebelt, gut durchgewaschen und durch ein engmaschiges Sieb abgeseiht.

 

In einem Dampfentsafter die Früchte ohne Zugabe von Zucker eine Stunde lang entsaften. Den frischen Saft in einem Messhäfen abmessen, in einen großen Topf leeren und eine gleich große Menge Apfelsaft dazugeben.

Wichtig: Die so zustande gekommene Menge auf einem Zettel notieren, denn auf 3 l Flüssigkeit kommt 1 kg Zucker.
Drauf den Zucker in diesem Verhältnis in den Saft rühren und das alles nochmals auf 90°C erhitzen.

In der Zwischenzeit die vorbereiteten Flaschen mitsamt den dazugehörigen Verschlüssen auskochen.

Nach dem Erhitzen wird der Saft durch einen Trichter in die vorbereiteten, heißen Flaschen abgefüllt. Die auch noch heißen Verschlüsse draufschrauben. Fertig! Abgedeckt mit einem Tuch, kann das Ganze jetzt auskühlen.
Getrunken wird der Saft dann verdünnt mit Wasser.

Das Rezept ist auch im Band »Das Geschenk der zwölf Monate – Märchen, Bräuche und Rezepte im Jahreskreis« zu finden.

Zu lesen gibt‘s da auch eine orientalische Weisheitsgeschichte rund um die Vogelbeere: »Vom Lob des Eigennutzes«, oder »Wie ein Vogel auch seinen Freund, das Pferd, in den Genuß der köstlichen Beeren kommen lassen wollte«.