Anna’s Gemüsesuppe

Anna’s Gemüsesuppe

5. Februar 2022 0 Von Helmut Wittmann

Anna Wittmann, war für mich nicht nur ein großes Glück, weil sie mich aufnahm, adoptierte, fürsorglich umsorgte und großzog. Sie war auch meine erste Lehrmeisterin im Erzählen.
Oft ging sie mit uns Kindern aus dem Dorf spazieren. Dabei strickte sie. Ja, sie strickte. Den Wollknäuel hatte sie dabei in einem kugeligen Behältnis über die Schulter gehängt. Und nebenbei erzählte sie uns Geschichten. Die meisten waren aus ihrer Kindheit. Die war entbehrungsreich und von Hunger geprägt. Für uns kleine Zuhörerinnen und Zuhörer, die wir – Gott sei Dank – solche Härten nicht erleben mußten, aber eine fremde Welt – faszinierend und spannend.

Und wenn es draussen kalt war und unwirtlich kochte sie diese Gemüsesuppe. Da wurde uns nicht nur im Bauch warm:

Die Zutaten:

1 Bund Suppengemüse
4 mittelgroße Erdäpfel
1½ l Wasser
Salz
Kümmel
Liebstöckel
Thymian
Majoran
Lorbeerblatt
60 g Butter
40 g Mehl
½ Becher Sauerrahm (Schmand)
1 Verschlusskappe Essig
1 TL Tamari

Das Suppengemüse und die Erdäpfel putzen, kleinschneiden und im gesalzenen Wasser mit dem Kümmel weichkochen.

In einem anderen Topf die Butter schmelzen, das Mehl einrühren und anschwitzen lassen. Jetzt diese Einbrenn vom Herd nehmen und mit dem Sauerrahm glattrühren.

Das Ganze mit dem Schneebesen vorsichtig in die Suppe sprudeln und mit Liebstöckel, Thymian, Majoran, Essig, dem Lorbeerblatt und Tamari abschmecken.

 

Besonders kräftig ist die Suppe, wenn sie schon am Tag zuvor zubereitet und frisch aufgekocht mit Zwieballen (einer Almtaler Spezialität aus dunklem Gebäck) oder Schwarzbrot gegessen wird.
Am Foto ist das Stück Zwieballen in der Suppe mit Bergkäse überbacken und mit einem Tupfer Rahm garniert.

Dieses Rezept ist – mit vielen anderen Rezepten, Märchen, Sagen und Bräuchen im Jahreskreis nachzulesen im Band »Das Geschenk der zwölf Monate« illustriert von Agnes Ofner, erschienen in der Verlagsanstalt Tyrolia.