Den Mittagskogel hinauf – vom Windhag herunter!

Den Mittagskogel hinauf – vom Windhag herunter!

8. April 2019 0 Von Helmut Wittmann

Eine der schönsten Bergtouren im Almtal kann man schon zu Beginn vom Frühjahr gehen, weil sie früh im Jahr schneefrei ist. Sie führt von Scharnstein hinauf auf den Mittagskogel und vom Windhag-Kogel hinunter nach Grünau.

Mittagskogel heißt der Berg in Scharnstein, weil von Scharnstein aus gesehen die Sonne zu Mittag hoch über dem mächtigen Felsen steht. Auf der Grünauer Seite ist der Berg bewaldet. Zumindest stehen vom einstigen Wald noch die paar Stämme, die Sturm und Borkenkäfer übrig gelassen haben. Und weil der Berg Grünau vor den heftigen Nordwinden schützt heißt ein und derselbe Berg hier schlicht Windhag oder auch Windhagkogel. So steht‘s meist auch in den Wanderkarten.

Der Weg von Scharnstein hinauf ist abwechslungsreich und bietet immer wieder schöne Aussichten. Drum ist er für den Anstieg eher zu empfehlen als die steile Direttissima von Grünau. Die hat widerum am Weg hinunter ihre Reize.

In Scharnstein fährt man mit dem Auto zum Anstieg ins Tießenbach-Tal. Die Burg Scharnstein zeigt die Richtung an. Sie thront auf einem Felsen darüber. Unter der Burg gehts beim Freiluftmuseum Geyerhammer vorbei links hinein in das enge Tal bis zum Parkplatz für alle die zur Burgruine Scharnstein hinauf wollen. Daran vorbeifahren, über den Thießenbach und in der Enge zwischen zwei Häusern durch. 100 m danach rechts wieder über den Tießenbach leicht bergauf auf eine Schotterstraße fahren. Weitere 100 m weiter ist unmittelbar vor dem Schranken der Parkplatz für die Mittagskogel/Windhag-Wanderer.
Update vom 13. April 2019:
Wir sind über die Bäume, die quer über den Weg liegen, drüber geklettert. Inzwischen ist der Weg aufgrund dieser Behinderungen lt. Ankündigung beim Parkplatz am Ausgangspunkt der Wanderung bis auf Weiteres gesperrt. Wer den Weg – wie Freunde von uns – trotzdem geht macht das natürlich auf eigene Gefahr!

Wer nicht die Möglichkeit hat ein Auto in Scharnstein und eines in Grünau abzustellen, stellt das Auto am besten am Parkplatz beim Bahnhof Grünau ab und fährt mit dem Wandertaxi oder der Almtalbahn nach Scharnstein-Mühldorf. Von hier führt der Fußweg über die Almbrücke hinein ins Thießenbach-Tal. Immer der asphaltierten schmalen Straße folgen. Bis zum Parkplatz bzw. dem Schranken sind es vom Bahnhof rund 30 Minuten Gehzeit.

Apropos Gehzeit:
Je nach Kondition und gewohntem Tempo sollte man vom Schranken im Thießenbachtal – auf rund 600 m Seehöhe – zum Gipfel – auf 1.334 m Seehöhe – rund 2 bis 3 Stunden einplanen. Vom Gipfel bis in den Ort Grünau sind es rund 1,5 bis 2 Stunden. Gute Kondition, festes Schuhwerk, Regenschutz, reichlich Wasser, eine kleine Stärkung für unterwegs und die Jause am Gipfel versteht sich von selbst. Trittsicherheit braucht‘s stellenweise auch.

 

Gleich nach dem Schranken weitet sich der Blick hinauf auf den Gipfel. Imposant ragt er auf der Berg. Na bumm, denkt man sich, das kann ja heftig werden. Dabei ist der Weg weniger wild als man denkt.

Das erste Stück führt über die Schotterstraße zum Teil steil hinauf bis zu einer Gabelung. Zeitig im Frühjahr blühen wir Pestwurz, Seidelbast und Huflattich in voller Pracht.

Links geht‘s weiter auf den Hochsalm. Rechts führt der Weg über die Brücke auf einen Steig hinein in den Laubwald.

In Serpentinen schlängelt der Steig sich steil hinauf. Die Markierung ist gut zu sehen. Danke an die Menschen, die sich diese Arbeit antun.
Nach dem ersten Hang mündet der Steig in eine Forststraße. Links geht‘s weiter und gleich in der ersten Kurve, unmittelbar vor dem Bachbett wieder rechts von der Straße weg hinauf auf einen Waldsteig.

Über den Waldsteig erreicht man eine Holzknecht-Hütte. Hier sprudelt eine Quelle – wenn sie denn sprudelt!
Obacht, das ist die letzte Quelle vor dem Gipfel! – Von der Hütte geht‘s wieder eine Forststraße entlang. Nach ein paar kurzen Serpentinen kommt eine längere Gerade durch den Wald. An ihrem Ende macht die Straße einen scharfen Knick nach rechts. Hier führt der Weg wieder als Steig am Bergrücken entlang hinauf. Schnell wird‘s verwachsen und steil, aber immer gehts entlang vom Bergrücken hinauf.

Weiter oben haben Schneedruck und Wind einige Bäume entwurzelt und über den Weg gelegt. Wo sich früher der Weg bequem quer über den Hang geschlängelt hat, beginnt jetzt ein kleines Abenteuer.

Wir sind an den Felsen entlang über die entwurzelten Bäume hinausgeklettert Richtung Hohe Mauer. Das war durch die Steilheit des Geländes recht mühsam. Im trockenen Laub war obendrein kaum Halt zu finden. Dafür wurden wir oben aber mit einer herrlichen Aussicht belohnt.
Wenn im Lauf des Jahres das Holz der querliegenden Bäume aufgearbeitet werden, ist die Querung – entlang vom bisherigen Weg – sicher die bessere Lösung. Gleich wo man geht wartet oberhalb eine grandiose Aussicht. Die ist auch an der Kante zum Grünauberg beeindruckend.

Weiter gehts am markierten Weg durch den Wald hinauf auf den Grünauberg und hinüber zum Anstieg auf den Windhag-Gipfel.

Vom Wald auf der Südseite ist leider nicht mehr viel übrig. Dafür tut sich ein weiter Ausblick hinunter nach Grünau, zurück ins Almtal, auf den Kasberg und ins Tote Gebirge auf.

Die nächste Viertelstunde ist schweißtreibend. Da und dort braucht es einen sicheren Tritt. Dafür wartet dann am Gipfel nicht nur die hochverdiente Rast, sondern auch ein grandioser Ausblick rundum.

 

Hab hier bewußt kurz vor dem Gipfel aus den Latschen hinaus fotografiert. Wie schön der Ausblick von ganz oben ist soll jede und jeder für sich selbst entdecken.

Bei klarem Wetter reicht der Blick Richtung Norden hinunter nach Scharnstein und Viechtwang, übers Alpenvorland bis hinauf in den Böhmerwald, Sauwald, Hausruck- und Kobernausserwald, im Westen hinüber zum Traunstein und ins Höhlengebirge, im Süden ins hintere Almtal und ins Tote Gebirge. Im Osten ragt die Falkenmauer auf.

Ist das alles gewürdigt, die Stärkung am Verdauen, der Gipfeljodler gesungen und alles bereit für den Abstieg, dann geht‘s nicht zurück, sondern  vorwärts weiter am Bergkamm entlang.

Vorsicht! Hier beschert da und dort ein Windwurf mit Baumstämmen quer über dem Weg eine unverhoffte Kletterpartie!

Am Ende vom Bergkamm ist es Zeit die prächtige Aussicht nach Osten zu geniessen. Der Blick ins Schindlbachtal, zum Kasberg mit Schwereck, Turmwand und Schwalbenmauer, weiter links hinüber zur Falken- und Kremsmauer ist hier besonders schön.

Jetzt gehts in engen Serpentinen steil hinunter. Speziell auf den ersten Metern ist Trittsicherheit das Um und Auf. Danach hat uns ein Windwurf zu einem Umweg gezwungen. Ein wenig unterhalb war der Weg rasch wieder gefunden. Und das war auch gut so. Denn jetzt wird der Hang nach rechts gequert. Links verstecken sich im Hang ein paar Felswände in die man nicht hineinsteigen sollte.
Weiter unten leuchtet vom Ende der Forststraße schon ein großer Holzschlag herauf.

Über den steilen Waldweg durch abgestorbenes Totholz ist der Holzschlag bald erreicht. Auf der Straße angekommen heißt es sich ein wenig links halten und gleich rechts in die recht neue Forststraße talwärts einbiegen. Sie ist am Foto oberhalb in der Bildmitte im Hintergrund zu sehen.

Nach rund 100 m führt der Weg rechts von der Straße ins hohe Gras. Schon sind wir wieder am Steig. Weiter gehts zum Teil recht steil am Weg eine gute Viertelstunde durch den Wald hinunter bis zur nächsten Straßenkehre.

Das Foto zeigt links die Einmündung vom Weg. Allerdings heißt es hier nicht in die Blickrichtung vom Foto weitergehen, sondern in die Gegenrichtung – ein paar Schritte die Foststraße bergauf bis zur großen Kehre.

 

Bei der Kehre angekommen talwärts die Straße hinunterwandern. Unmittelbar bevor die Straße wieder bergauf führt steht in kleiner Jägerstand. Hier links in den Wald einbiegen und ein paar Meter »wild« hinunterlaufen. Nach 50 km kommt man so auf den »Glöckerlweg«. Der ist mit gelben Schildern markiert. Rechts halten und am Glöckerlweg den Hang entlang marschieren.

Das Milzkraut am Foto schmeckt furchtbar bitter, soll aber sehr gut für die Milz sein. Nomen est omen.

Nach 5 Minuten geht es nach der Hang-Querung wieder hinein in den Laubwald. Dort wartet nach rund 100 m das »Glöckerweg«-Gipfelbuch. Ein Gipfelbuch ohne Gipfel – und mitten im Wald, aber mit schöner Aussicht hinunter nach Grünau. Wer dazu neigt am Berg schriftliche Spuren zu hinterlassen kann sich hier eintragen. Weiter führt der Weg talwärts nach Grünau. Ein Stück weiter unten tut sich noch einmal ein herrlicher Ausblick auf. Für uns ein schöner Blick nach Hause.

Jetzt geht‘s ein steiles Stück bergab. Hier blüht die hohe Kunst der Steinmandl. :-{)

Am Ende vom steilen Bergabstück geht links ein Steig weg. Wer nach Grünau möchte kann hier ein Stück Weg abkürzen. Der Steig mündet im Tal in eine Schotterstraße. Von dort aus ist eine asphaltierte Nebenstraße zu sehen. Diese Straße wird gequert. Weiter gehts bis zum Bach, dem Grünaubach. Drüber über die Brücke und danach rechts halten. Links geht eigentlich eh nicht. Geradeaus wäre möglich, aber ein Umweg. Rechts führt eine Schotterstraße in den Ort und zum Bahnhof.
Und wer sich dort umdreht, den Kopf hebt und zurückschaut, sieht den –  fast entwaldeten – Gipfel von dem er oder sie vor kurzem noch den grandiosen Ausblick genossen hat. Schön, was man zu Fuß alles erreichen kann! ;-{)