Frage: Bist du auch artig!?
»Bist du auch artig!?« – das ist die klassische rituelle Frage des Hl. Nikolaus. Damit meint er natürlich nicht »Bist du schön brav?« sondern genau das, was das Wort »artig« beinhaltet: Bist du nach deiner Art? Lebst du das was du wirklich bist?
Dazu muss man natürlich zuerst einmal wissen, was man den ist. Oder was denn die eigene Art ausmacht. Spannende Frage.
Der Hl. Nikolaus ist im Jahreskreis die mythische Gestalt, die uns daran erinnert. Freilich ist er mitunter zur banalen Erziehungskrücke verkommen. Aber das ist eine andere Geschichte. ;-{)
Weil aber diese Frage nach der eigenen Art eine urmenschliche ist, deshalb gibt es die archetypische Gestalt, die diese Frage stellt auch schon seit Jahrtausenden. In vorchristlicher Zeit war hier in Mitteleuropa der Gott Nikuz, der Wassergott, ein Vorläufer des Hl. Nikolaus. Später übernahm diese Rolle der Göttervater Odin – auch Wotan genannt.
Der Göttervater zog auf seinem weißen Schimmel von Haus zu Haus gezogen. Als weiser Alter beschenkte er die Leute mit Äpfel, Birnen und Nüssen und süßem Gebäck. Äpfel als Früchte der Erkenntnis und die Nüsse stehen als Gehirnnahrung für geistiges Wissen. Schön, wenn das so süß rüberkommt.
Und damit wären wir wieder beim Hl. Nikolaus. Historisch ist der Heilige Nikolaus als Gestalt gar nicht so leicht fassen. Belegt ist nach dem Mönch Andreas von Kreta, daß Nikolaus im Jahr 325 als Bischof beim Konzil von Nicäa teilgenommen hat, und dass er dem Arius an vermeintlichen Ketzer dort in an theologischen Streit eine Watsche, also eine Ohrfeige, gegeben hat.
Der Name Nikolaus bedeutet im Griechischen übrigens „Sieg(reich)er des Volkes“. Des triffts wohl ganz guat. Denn beliebt ist er der Hl. Nikolaus.
In Osteuropa gibts gar den Spruch: »Waunn der liebe Gott je amal sterben sollt, dann mach ma den Hl. Nikolaj zan lieben Gott«.
Bekannt ist der Hl. Nikolaus als Nothelfer der Seeleute. Weniger bekannt ist, dass der auch der Nothelfer für die Reisenden, die Fischer und fürs fahrende Volk ist. Ja, er ist sogar auch der Schutzpatron der Diebe und Räuber. Ein alter Spruch heißt:
»Hl. St. Nikolaus – schütz uns vor Polizei und Arbeitshaus«.
Warum aber der Teufel als Krampus mit dem Hl. Nikolaus zieht, welche Rolle der wieder hat, wie man einen Lebkuchen-Krampus und -Nikolo backen kann, und noch mehr ist im Band »Das Geschenk der zwölf Monate – Märchen, Bräuche und Rezepte im Jahreskreis« aus dem Tyrolia Verlag nachzulesen.