Maitau i tritt di, Maitau tu guads für mi!
Der Morgentau gilt im Mai als ganz besonders segensreich. Vorzugsweise im eigenen Garten oder auf Bergwiesen kann man den Mai-Tau lustvoll aus Frauenmantel-Blättern schlürfen. In der kleinen Blattschüssel dieser Pflanze hält er sich besonders gut. Wer ausgiebig »Tau-fischen« will, legt am Abend Leinentücher in die Wiese – und hat damit am nächsten Morgen reiche Ernte.
Ein besonders intensives Erlebnis verspricht, sich nackt im Mai-Tau zu wälzen. Das bewahrt im Jahr darauf vor ernsthaften Krankheiten. So heißt es zumindest in der Überlieferung.
Sollten neugierige Nachbarn oder gar Passanten das Erlebnis trüben, so hilft die harmlose Variante – barfuß durch die taunasse Wiese zu laufen. Wer dabei noch murmelt
»Maitau, ich tritt di,
Maitau, tua Guad‘s für mi!«
(Maitau, ich trete dich,
Maitau, tu Gutes für mich!)
verstärkt die Wirkung zusätzlich.
Der feuchte Segen liegt im Mai aber nicht nur im Gras, sondern kommt auch von oben. Mairegen bringt alles zum Wachsen. Wenn’s an Haaren fehlt ist ein barhäuptiger Spazierer im Mai-Regen der Überlieferung nach den Versuch wert.
Mehr dazu ist im Band »Das Geschenk der zwölf Monate – Märchen, Bräuche und Rezepte im Jahreskreis« nachzulesen.