Zu Gast bei den Sandler Sagennächten
Seit Jahren gestaltet »Luki« Mandl aus Sandl in seinem Heimatort Sandl im oberen Mühlviertel an der Grenze zum Böhmerwald die »Sandler Sagennächte«. In sieben bis acht Wirtshäusern des Ortes kehrt er dabei an einem Tag vom späten Nachmittag bis in den Abend hinein mit der Sandler Schauspielgruppe ein. Im Wort vom Luki und dargestellt von den Schauspielerinnen und Schauspielern wird dabei eine Sage aus Sandl erzählt.
Schon der Rahmen ist alles andere als alltäglich. Wir haben uns nach einen guten Bratl im »Wirtshaus zum Toni« für den Luka-Wirt entschieden – und es perfekt erwischt. :-{)
Dort ist die erste Aufführung um 16.30 Uhr. Bei unserer Ankunft um 15.45 Uhr sind die zwei Gaststuben schon gestopft voll. Im Winkel bekommen wir gerade halt noch einen Platz. Die Stimmung ist aufgeräumt. Die Zuhörerinnen und Zuhörer kommen offensichtlich aus Sandl wie aus den Nachbarorten. Wir werden als »Almtaler-Delegation« gleich eingemeindet. Wirt Günter hat wie seine Frau Monika reichlich zu tun – und sprüht doch vor zuvorkommender Heiter- wie Herzlichkeit.
Um 16.30 Uhr gehts in der Nachbarstube los. Danach bei uns. Das Licht geht aus. Luki tritt im Schein der Sturmlaterne ein. Herzlich werden alle begrüßt. Es war wohl der Wirt, der ihm gesteckt hat, dass heute auch »der Wittmann« da ist. So gibt‘s noch eine Extra-Begrüßung. Und dann legt der Luki los.
Von der wilden Jagd in Sandl weiß er zu erzählen. Und schon kommen der Bauer und seine Frau aus der Sage in die Enge der Stube. Sie erzählen von ihren Ängsten. »Grad in de Raunacht geht die Wilde Jagd um. Und mia miassn zur Andacht.« Trotzdem: Sie machen sich auf den Weg. Aber es kommt wie es kommt. Die Wilde Jagd erwischt sie am Heimweg. Was für ein Glück, dass die Zwei wissen was da zu tun ist. Geschwind die Hände auf den Baumstumpf mit den drei Kreuzen – und schon kann toben was tobt. Die Wilde Jagd hat keine Macht über sie. Dass die Wilde Jagd im Sturm einen Teil vom Bauernhof verwüstet ist eine andere Geschichte.
Ja und dann weiss der Luki noch von den »Brot-Heiligen« zu erzählen, die vor über 100 Jahren in Sandl von und für arme Leute aus Teig und später aus Pappmaché gemacht wurden.
Wort für Wort ist es mucksmäuschenstill in der Stube.
Bis dann zum Abschluß das Licht wieder angeht. Jetzt gibt es für alle Mitwirkenden den hochverdienten Applaus. Luki vergißt dabei auch nicht auf den Volkskundler hinzuweisen, der ihm bei der Auswahl der Sagenstoffe hilft, Material und Wissen beiträgt.
So wie der Luki und seine Leute das machen knüpft diese Form der Erzählung an eine uralte Tradition an. Schon in vorchristlicher Zeit zogen rund um die Wintersonnwende Gruppen von Haus zu Haus und stellten mythische Geschichten dar. Vordergründig zur Belehrung. Wer tiefer gehen will kann mit diesen Geschichten über das Leben nachdenken.
Für uns als Zuhörerinnen und Zuhörer gab‘s auch am Heimweg noch reiflich Stoff zum Nachdenken und Drüber-reden. Beeindruckend auch, dass der Luki und seine Leute die Aufführungen in den weitverstreuten Wirtshäusern des Ortes im Halbstunden-Takt angehen. Respekt!
Wir hatten bei der Abfahrt noch mit der schneeglatten Straße hinauf in den Ort Sandl zu kämpfen. Dem Einen schoben wir an. Bei unserem Auto hieß es Ketten anlegen. Weniger gut erwischte es der ORF. Das Team schaffte es mit dem Bus erst gar nicht zum Luka-Wirt. Was dann wohl in den anderen Wirtshäusern aufgenommen wurde ist am Samstag, dem 5. Jänner, in ORF2 um 16.30 Uhr in der Sendung »Land und Leute« zu sehen.
Wer leibhaftig dabei sein will, der/dem sei die Aufführung – ebenfalls am Samstag, dem 5. Jänner – um 16.30 Uhr beim Luka-Wirt empfohlen. Da wird dann »Da Glasfuhrmann und da Teifi« erzählt.
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