Von armen Seelen und der Kunst eine Himmelsstiege zu backen.
Eigentlich beginnt das neue Jahr Ende Oktober Anfang November. Zumindest nach alter Tradition und mit Gespür für die natürlichen Kreisläufe. Denn wenn man schon im Jahreskreis einen Punkt setzen will für Ende und Neubeginn – dann zu dieser Zeit:
Das Alte ist mit der Ernte abgeschlossen. Wie ein Kind im Mutterleib keimt das neue Jahr in den dunklen Winternächten heran und erblickt im Frühjahr das Licht der Welt.
Samhain, die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, ist in diesem Kalender die Nacht zwischen den Zeiten. Der Überlieferung nach, gehen in dieser Nacht die Tore zwischen den Welten auf – zwischen der Menschenwelt und der Anderswelt der Feen und Elben, aber auch zur Welt der Verstorbenen.
Im Christentum wurden daraus Allerheiligen und Allerseelen. Auch da wird der Toten gedacht. Mit dem »Seelenläuten« am Allerheiligentag steigen die armen Seelen, so sagt man, aus dem Fegefeuer auf und ziehen über die Welt. Deshalb stellt man Kerzen in die Fenster, damit sie nicht herumirren müssen. Allerheiligenstriezel, Seelenwecken und Seelenzöpfe und »Himmelsstiege« werden gebacken.
Man isst und trinkt auf das Wohl der Verstorbenen. Manche werfen für die armen Seelen Schmalznudeln ins Feuer. Geschichten werden erzählt, Erinnerungen aufgefrischt: Was man denn mit dem einen oder der anderen Verstorbenen alles erlebt hat, wie es zu dem und dem unglaublichen Ereignis gekommen ist.
Es heißt: »Man lebt halb ängstlich, halb in liebender Verehrung mit den Toten, bis die Glocken am Morgen nach Allerseelen zum Abschied läuten.«
Überlieferungen und Sagen vom Umgang mit den Armen Seelen gibt‘s in der sagen~haften Stunde im ORF zu hören. Die Sendezeiten und der Link zum Nachhören im Netz unter www.maerchenerzaehler.at.
So schauen die Stufen einer frisch gebackenen »Himmelsstiege« aus. Im Anhang das Rezept dazu. Es stammt aus dem Band »Das Geschenk der zwölf Monate – Märchen, Bräuche und Rezepte im Jahreskreis«. Da ist noch mehr über Samhain nachzulesen, aber auch Märchen und Sagen zu dieser Zeit und das Rezept vom Allerheiligenstriezel.
Zutaten für die Himmelsstiege:
500 g Dinkelmehl
1 Päckchen Germ
¼ l Milch
1 Prise Salz
80 g weiche Butter
100 g Zucker
3 Eidotter
1 TL Vanillezucker
1 EL geriebene Schale einer Bio-Zitrone
1 EL geriebene Schale einer Bio-Orange
1 Verschlusskappe Rum
1 Eidotter und 2 EL Milch zum Bestreichen
Das Mehl in eine große Schüssel geben. In der Mitte wird eine kleine Mulde gemacht. Den Germ mit 1 EL Zucker und 3 EL lauwarmer Milch in einer kleinen Schüssel glatt verrühren, in die Mulde gießen und zugedeckt an einem warmen Ort rund 15 Minuten aufgehen lassen.
Die restlichen Zutaten kommen zu dem Mehl und dem Vorteig in die Schüssel und werden mit dem Kochlöffel oder den Mixer- Knethaken solange geschlagen, bis sich der Teig von der Schüssel löst.
Den Teig auf ein bemehltes Nudelbrett legen, in drei gleich große Teile schneiden, zu Kugeln formen, mit Mehl bestäuben und mit einem Tuch abgedeckt rasten lassen.
Für die Himmelsstiege wird der Teig in 5 bis 7 Teile geteilt. Diese werden zu Rollen gewuzelt und die Enden werden zu kleinen Schnecken geformt. Die so entstandenen Sprossen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech aneinanderlegen, abdecken und aufgehen lassen.
Den Eidotter mit 2 EL Milch versprudeln und den Striezel wie die Himmelsstiege damit bestreichen.
Im vorgeheizten Backrohr bei 180°C ungefähr 30 bis 40 Minuten goldbraun backen. Ausgekühlt mit Staubzucker bestreuen.
Bitte beachten: Alle Zutaten müssen Zimmertemperatur haben!