Vom Glück der rauen Nächte

Vom Glück der rauen Nächte

20. Dezember 2018 0 Von Helmut Wittmann

 

Mit der Thomasnacht von 20. auf 21. Dezember beginnen sie – die Raunächte. Sie stehen für eine ganz besondere Zeit. Das beginnt schon beim Namen:

Die einen beziehen ihn auf »raue« Nächte. Denn der Überlieferung nach spielen sich in diesen Nächten zwischen der Wintersonnenwende und dem Dreikönigsfest wilde Dinge ab. Andere meinen, das bezieht sich auf den Rauch des Räucherns, das in diesen Nächten praktiziert wird.

Wieder andere sagen, dass in diesen ganz besonderen Nächten jedes Wort zählt – erst recht, wenn es nach alter magischer Tradition nicht gesprochen und gerufen, sondern geraunt wird. So flutscht es umso wirksamer ins (Unter-)Bewusstsein – in diesen »Raun«-Nächten.

 

(Sandra Galatz hat den Beitrag bei uns im Fischereck für ORF 2 gestaltet! – Danke dafür.)

Bezeichnend ist, dass die Thomasnacht dem »ungläubigen« Apostel gewidmet ist – dem, der nicht glauben, sondern wissen wollte. Wer möchte nicht wissen, was im eigenen Leben gerade in der Luft liegt!? – Drum beginnt mit der Thomasnacht auch die Zeit der Orakel.

 

Nach einer anderen Überlieferung stehen die Raunächte zwischen dem 20. Dezember und 6. Jänner für das was war und das was kommt. Wobei sich die Nächte von der Thomasnacht bis zur Mettennacht noch einmal auf die vier Jahreszeiten des vergangenen Jahres beziehen. Da gilt es zu betrachten, was im Rückblickt passt und was nicht.

Am 24. steht die Zeit, der Überlieferung nach, still – bevor der Pendelschlag in die andere Richtung geht.

Was liegt also näher als diese Nächte besonders achtsam zu verbringen – mit Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind, bei gutem Essen und Trinken, in der Umgebung, die man sich fürs kommende Jahr wünscht.

Dazu werden in diesen Nächten nicht nur Wahrsage-Orakel gemacht, sondern auch Räucherungen. Durch sie wird die Atmosphäre im Haus vom Alten gereinigt und auf das Neue vorbereitet.

»Unglück hinaus. Glück ins Haus.«

heißt ein alter Spruch, der beim Gang mit der Räucherpfanne durchs Haus aufgesagt wird. Manche gehen auch hinaus in den Obstgarten, legen unter jeden Baum ein wenig von der Glut und murmeln dabei: »Apflbam, i gib da Gluad und Kraft, dass d‘ bliahst und tragst im neuen Jahr im vollen Saft.« (Apfelbaum, ich gebe dir Glut und Kraft, damit du trägst und blühst im neuen Jahr im vollen Saft.)

Mehr über die Raunächte, die Bräuche dieser Zeit und Sagen von der Frau Percht und der Wilden Jagd sind im Band »Das Geschenk der zwölf Monate – Märchen, Bräuche und Rezepte im Jahreskreis«, Verlag Tyrolia, nachzulesen.