Unglück hinaus, Glück ins Haus!

Unglück hinaus, Glück ins Haus!

30. Dezember 2018 0 Von Helmut Wittmann

So lautet ein überlieferter Spruch beim Räuchern im und ums Haus. Das Jahr  über wurden die Kräuter und das Harz gesammelt und getrocknet. Jetzt duften sie als Räucherwerk. Dabei reinigen und klären sie die Atmosphäre im Haus.

Kräuterfrau Regina Zikmund empfiehlt im Band »Das Geschenk der zwölf Monate – Märchen, Bräuche und Rezepte« dafür folgende Mischung:

Ein Teil Salbei,
ein halber Teil Rosmarin,
ein Teil Fichten- oder Kiefernharz, getrocknet,
Fichtennadeln, zerkleinerte Kiefernnadeln,
frisch oder getrocknet, ein Teil Lavendelblüten.

Jedes getrocknete Kraut oder Harz kann natürlich auch einzeln verräuchert werden. Das Harz zum Räuchern erhält man durch die sogenannte Scharrharzgewinnung. Dabei wird von Bäumen das Wundharz gesammelt. Es entsteht durch Wildverbiss oder durch das Abschneiden von Ästen.
Hervorquellendes, getrocknetes Harz von der Wunde einer Fichte mit Bedacht abbrechen oder abschaben. Vorsicht: Nicht zu tief schaben oder zu viel mitnehmen!
Die Pflanzenteile vor dem Verräuchern im Mörser zerkleinern. Das löst die ätherischen Öle und bringt eine bessere Ausbeute.

Und das ist der Ablauf:

  • Nimm eine feuerfeste Pfanne, Schale oder Schüssel
  • Sand
  • Räucherkohle (erhältlich in allen Geschäften, die auch Raucherzubehör haben, wie Tabaktrafiken, manchen Apotheken und Bioläden)
  • getrocknete Kräuter oder Kräutermischung

Die Schüssel wird halbvoll mit Sand gefüllt. Entzünde die Räucherkohle und warte, bis sie zur Gänze durchgeglüht ist. Erst dann gib das zerkleinerte Pflanzenmaterial darauf. Geh mit der rauchenden Schüssel in jeden Raum und stell dir vor, wie der Rauch den Raum klärt.

Menschen mit religiösem Hintergrund beten oder singen dabei. Traditionell wird beim Räuchern der Spruch »Unglück hinaus, Glück ins Haus!« aufgesagt.

Alle Räume danach gut durchlüften! Wichtig: Wegen der Rauchentwicklung immer dabeibleiben! Wenn du fertig bist, ersticke die Kohle mit einem Gefäß oder – noch besser – gib sie in den Ofen.

Wer einen Garten oder Obstgarten hat kann damit auch hinausgehen und unter jeden Baum ein wenig von der Glut legen. Dazu wird gemurmelt : »Apflbam, i gib da Gluad und Kraft, dass d‘ bliahst und tragst im neuen Jahr im vollen Saft.« (Apfelbaum, ich gebe dir Glut und Kraft, damit du trägst und blühst im neuen Jahr im vollen Saft.)
Im Schnee ist die Brandgefahr gering, aber natürlich muss darauf geachtet werden, vor allem dann, wenn der Wind geht, eh klar!

Hier das Video über die Raunacht-Bräuche, das Sandra Galatz bei uns Fischereck für ORF2 gemacht hat:

Ausführlich mehr über die Raunächte und das Räuchern im Band »Das Geschenk der zwölf Monate – Märchen, Bräuche und Rezepte im Jahreskreis«.

Mag.a Regina Zikmund bietet auch Seminare zur naturkundlichen Praxis und dem Räuchern an. Mehr dazu hier … .