Über d‘Alma – eine Runde über die Tauplitz-Alm
Fritz Benesch schrieb 1912 über das »Seenplateau des oberen Salzsteigs«, wie er die Tauplitzalm bezeichnete: Es »ist vielleicht die schönste Alpenlandschaft der Steiermark. Über eine deutsche Meile dehnen sich die üppigen, sanft gewellten Matten gegen den blauschimmernden Dachstein, erst von den letzten Steinbergen des Toten Gebirges überragt, dann nach beiden Seiten frei abfallend gegen die weiten Täler, über die die blauen Silhouetten ferner Bergriesen hereinschauen. Man vermeint auf einer Bergspitze zu stehen, atmet gierig die würzige Luft, trinkt die berauschende Lichtfülle der Hochregion, und doch ist es wieder wie im Tal: weithin über die leuchtenden Matten wie Dörfer verstreut, die graunen Sennhütten und dazwischen buntscheckige, friedlich grasende Herden mit ihrem stimmungsvollen Geläute.«
Was Benesch vor über 100 Jahren in blumigen Worten über die Tauplitz-Alm sagte gilt überwiegend noch immer. Heute ist dieses Almplateau touristisch erschlossen – durch eine Sesselbahn und eine Bergstraße – mit allen Vor- und Nachteilen.
Vieles von dem Zauber ist aber auch heute noch zu spüren. Was lag also näher, als das LOSN14 mit Wandern, Jodelnlernen und Märchenhören 2021 auf der Tauplitz-Alm zu gestalten.
Ingeborg und Hermann Härtel, unsere Wanderführer und mitreissenden Jodel-Vermittler – um nicht das furchtbare Wort »Animatoren« zu gebrauchen – kennen das Gebiet bestens.
Mir war es wichtig, die Tauplitz-Alm vor dem LOSN14 auch noch selbst ein wenig zu erkunden, und die Stimmung dieser Landschaft wahrzunehmen. Wie sonst könnte man Märchen und Sagen der Region erzählen, die bei dem anknüpfen was da ist.
Christian Roither hatte erfreulicherweise Zeit und Lust als freunschaftlicher Mitwanderer dabei zu sein. So fuhren wir mit dem Auto nach Tauplitz, bogen dort in die Gnanitzstraße Richtung Wasserfall und Sagtümpel. Auf einem beschilderten Parkplatz stellten wir das Auto ab.
Unmittelbar am Parkplatz war eine Schautafel mit Informationen zum Sagtümpel und dem nahen Wasserfall. Für uns war die Übersichtstafel mit den möglichen Wanderrouten hilfreich.
Unsere Route führt auf Weg 216 über den Riesen hinauf zur Leistalm. Von dort wieder zurück zum Schwarzsee und vorbei am Steirersee zum Linzer Tauplitzhaus. Der Abstieg vorbei am Kaisersitz durch die Lana-Grube und den Niederblas hinunter in den Ort macht den Abschluss der Runde. Der Weg hinauf zur Leistalm ist auf den Schildern mit 2 Stunden 15 Minuten Gehzeit angegeben. Auf geht’s!
Schon nach wenigen Gehminuten erreichen wir den Sagtümpel. Der ist eine Riesenkarstquelle. Das Wasser wird hier aus einem tiefen Quellsee von unten emporgedrückt. Nach der furchtbaren Beschädigung und Verunstaltung durch Beton und Schotterschüttungen in den 70er Jahren wurde der Sagtümpel 2016 im Rahmen eines LEADER-Projektes renaturiert und strahlt heute wieder seinen ursprünglichen Zauber aus. Dazu trägt auch die wirklich gelungene Skulptur des Wassermanns bei. Die Sage vom Wassermann im Sagtümpel ist hier auf steadyhq zu hören – natürlich kostenlos, eh klar. ;-{)
Weiter geht‘s durch den Wald hinauf. Beim Queren einer Forststraße finden wir keinen Hinweis, wo denn der Weg weiter hinaufführen könnte. Irrtümlich gehen wir ein Stück hinunter. Können das aber mit der Karten-App am Handi, ein wenig Orientierungsvermögen und einer Querung wild durch den Wald wieder ausbügeln.
Weiter führt der Weg durch den angenehm kühlen Wald. Bei der Risnerhütte gehts hinaus auf eine Almwiese.
Jetzt wird‘s schön warm. Die Steigung führt hinauf durch den Ris’n. Körperlich kommt die Erinnerung zurück, dass die letzte Nacht grad ein paar Stunden kurz war. ;-{) Wie gut, dass Christian vorangeht und ein wenig Tempo macht.
Umso schöner aber, dass die körperliche Anstrengung durch einen zunehmend prächtigeren Ausblick wettgemacht wird. Auch der erste Almarausch taucht auf. Wenn einem da nicht das Herz aufgeht!
Der Grimming steht groß und felsig gegenüber.
Am Ende vom Ris’n treffen wir einen Wanderer, der offenbar am Weg zu seiner Hütte ist. Schnell ergibt sich ein anregendes Gespräch. Die Gelegenheit einen Ortskundigen vor sich zu haben, will genutzt sein. Natürlich frag ich ihn, ob ihn meine Fragen eh nicht stören. Nein, nein, meint er, ganz im Gegenteil. So vergehe die Zeit beim Gehen. Gut so.
Schnell ist der Risn’n durchstiegen.
Noch einmal ein Blick zurück – und es geht hinein in die Tauplitz-Alm. Gerhard heißt unser ortskundiger Mitwanderer. Er zeigt mir auch die Höhle auf der anderen Seite vom Schwarzsee. Ingeborg Härtel hat gemeint, dass wir uns die Höhle anschauen sollten, als möglichen Unterschlupf bei Schlechtwetter.
Am Weg begeistert mich die Flora. Die weiß blühende Blume dürfte laut Auskunft vom hochgeschätzten »Telefonjoker« Walter Knopf die Silberwurz sein.
Bald darauf erreichen wir die Leistalm. Bei dem An- und Ausblick kommt mir wieder in den Sinn, was Fritz Benesch über diese Alm-Landschaft geschrieben hat – siehe Einleitung.
Jetzt ist es Zeit auf die frisch gewonnene Freundschaft anzustoßen – mit Gerhard und Christian. Dazu ein zwei Schnapserl. Die spirituelle Ader dringt in solchen Momenten immer wieder durch. ;-{) Gesungen wird auch: »Lasset uns das Leben geniessen! …« Ein Hoch auf die Straßner Pascher. Ihre Version von dem Lied bringt die Stimmung vom Lied ganz besonders rüber.
Zur Leistalm-Hütte: Die liegt traumhaft. Die Wirtin ist grundsätzlich auch nicht zuwider, aber schnell überfordert. Wenn zu viele Leute kommen wird sie schnell unrund. »Maximal 30 Leute« steht am Zugangsgatterl – und das ist auch so gemeint. Wer mit einer größeren Gruppe hinkommt tut sich und der Wirtin nichts Gutes. Das sei angemerkt um unnötigen Ärger zu vermeiden. Uns haben das Steierkasbrot, die Stieglradler, Zirben- und Zwetschgen-Schnaps sehr gemundet.
Weiter gehts mit Gerhard von der Almhütte hinauf Richtung Rosskogel. Er will uns noch den Ausblick auf seine Hütte, die Interhütte, zeigen – und wir sind mit Freuden dabei.
Hinter uns der Blick hinunter zur Leistalm und weit hinaus zum Dachstein-Gletscher.
Vor uns der Blick zur Interhütte von Gerhard rechts vorne. Links oben der Almkogel. Der wird uns heute aber zu weit.
Nach dem Abschied von Gerhard gehts bei uns wieder in die andere Richtung – hinunter zum Schwarzsee.
Hier gilt es den Weg zur Höhle zu erkunden. Der führt durch die Latschen und über ein Geröllfeld.
Schnell wird klar: Mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vom LOSN14 ist das nicht zu machen. Da müssen wir der Ingeborg dringend abraten. Leider – so reizvoll die Höhle wäre. Nach dem schweisstreibenden Marsch tut jetzt ein Umschwumm im kühlen Nass so richtig gut. Faszinierend auch die Blutegel am Ufer. Wie sich so ein Blutegel windet und dreht. Eine sehr spezielle Form von pulsierendem Leben!
Weiter gehts nach einem kurzen Anstieg hinunter zum Steirersee.
Den Höhenweg rechts nehmen wir diesmal nicht. Obwohl der sehr reizvoll wäre. Wir wollen den Steig links vom See kennenlernen.
Ach ja – Zeit für ein Foto ist auch noch:
Eigentlich wärs gscheiter gewesen die Sonnenbrille runterzunehmen – aber was soll‘s!? ;-{) Die Erinnerung lebt sowieso im ❤️en und nicht so sehr am Foto!
Ein knackiger Anstieg in strahlend-warmer Sonne führt uns nun hinauf Richtung Kaisersitz. Beeindruckend der Blick hinüber zur Steirersee-Hütte und hinauf zum Sturzhahn. Den hat ein gewisser Heinrich Hess 1887 als erster bestiegen. In Tourismus-Broschüren gilt Heinrich Harrer als Erstbesteiger. Der gibt medial natürlich mehr her. Hier trainierte Harrer für seine Zeit im Himalaya. Dass er dabei am Sturzhahn, auch Traglhahn genannt, oben war stimmt und ist fraglos eine beeindruckende Leistung. Heute noch ist ein Seil von ihm in der Wand. Heinrich Harrer war wohl »nur« nicht der Erstbesteiger.
Weiter gehts zum Linzer Tauplitzhaus. Der Anstieg ist nicht weit, aber in praller Sonne heißts noch ausgiebig durchschnaufen.
Im Linzer Tauplitzhaus angekommen ist die Aussicht von der Veranda beeindruckend.
Vor lauter Aussicht und inzwischen gewaltigem Hunger übersehen wir glatt ein Foto mit Birgit und Uwe, den Gastgebern im Linzer Tauplitzhaus, zu machen. So kann‘s gehen!
Immerhin sind für die Tage vom LOSN14 noch ein paar Dinge zum Ablauf zu besprechen. Das war ja mit ein Grund für die Begehung.
Nach einer ausgiebigen Stärkung mit Bandnudeln mit Kürbiskern-Sauce ziehen wir weiter. Jetzt also über den Weg 275 in der Direttissima hinunter nach Tauplitz. Noch einmal der Blick zum Steirersee:
Dann tut sich der Ausblick ins Tal, einmal mehr zum Grimming und sogar hinaus ins Ennstal auf.
Der Steig macht seinem Namen alle Ehre. Steil geht es hinunter und hinein in den Wald. Bald lassen die Knie spüren, was sie drauf haben. Das ist bei mir – Gott sei Dank – nicht zu viel – an Gewicht! ;-{)
Christian zieht entspannt hinunter. Für mich gehts hinterdrein. Denn für ein paar Fotos und dem Blick auf die Pracht rundum muss auch Zeit sein – und das ist sie auch!
Nach einer guten Stunde erreichen wir das Tal.
Beim nahen Wasserfall – keine 10 Minuten Gehzeit vom Parkplatz – noch Gesicht und Hände gewaschen. Dann gehts zurück heimwärts ins Almtal. Ein glücklicher Tag hat einen glücklichen Ausklang gefunden. Danke, Christian, die gemeinsame Tour war mir eine große Freude! 👍
Ein so ein schöner Reisebericht. Da kann man richtig geistig mitwandern. Auch die Fotos sind sehr stimmig. Und ich bin gerne der Telefonjoker. So erfahre ich auch was von der Flora.