Die Kraft hinter dem Hammer

Die Kraft hinter dem Hammer

16. Oktober 2019 0 Von Helmut Wittmann

Um den Genius Loci, also den sagenumwobenen Geist eines Platzes, zu erkunden ist eine Wanderung ideal. Wolf-Dieter Storl schlägt vor im Wald innerlich auf »Empfang« zu schalten. Das hat er in Nordamerika bei und mit den Indianern gerlernt. Denn nur so ist Zeit, Muße und Platz für Inspiration. Wer Einfälle haben will, muss man auch offen sein dafür. Zugestöpselt mit Kopfhörern durch den Wald zu joggen hält den Bewegungsapparat in Schwung. Gedanklich ist das aber ein Braten im eigenen Saft.
Und was gibt es Schöneres, als mit offenem Sinn durch die Welt zu gehen.

Diesmal lag mir daran das Land hinter dem Hammer, sprich: die Gegend hinter dem Sensenhammer, kennenzulernen. Denn das ist ein anschauliches Beispiel wie Menschen natürliche Gegebenheiten für ein besseres Leben und hilfreiche Werkzeuge genutzt haben und nutzen. Ein Musterbeispiel ist es obendrein.

Schon vor rund 500 Jahren kam ein gewisser Franz de Paul Schröckenfux die Idee hier ein Hammerwerk zu errichten und damit Sensen zu fertigen. Da geniale Idee dabei war: Der Schlag vom Wasserhammer war sehr viel kräftiger als jeder Schlag mit Menschenhand. So ließ sich ein besseres und gleichmäßigeres Sensenblatt herstellen. Die Kraft des Wassers wurde also schlau genutzt. Was niemand ahnte: Damit entstand ein Industriebetrieb, der seither Jahrhunderte überdauerte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Los gehts auf den Weg hinter die Kulissen. ;-{)

Parkplätze sind in Roßleithen links und rechts der Straße durch den Ort. Am Gehsteig gehts gegenüber von den Fux-Hallen neben der Straße bergauf Richtung Wirtshaus »Zum Sengsschmied« und den Wegweisern zum »Pießling Ursprung« und zur »Dümler Hütte« nach.

Nach den neuen und alten Gebäuden des Sensenwerkes führt der Weg in die Klamm.

Unübersehbar zeigen die voluminösen Rohrleitungen wo die Kraft für den Sensenhammer und das heutige E-Werk herkommt. Grad eine Viertelstunde Fußweg und dann ragt er auf – der übermächtige Felsen vom Pießling Ursprung.

Darunter strömt die Quelle aus dem Berg. Nein, eigentlich ist es ein Fluß. Idyllischer kann eine Naturgewalt kaum sein.

Jetzt sind Zeit & Muße angesagt um das Naturschauspiel zu würdigen. Wie gut, daß die Maultrommel mit dabei ist. Was könnte hier besser passen als ihr Klang!

Und dann geht es über den Felssteig zurück auf den Weg hinauf zur Dümler-Hütte.

Leicht bergauf führt der Pfad durch den Wald auf einen Forstweg. Dann die markierte Abzweigung links hinauf weiter durch den Wald.

Bald wird der Pfad steiler. Nix vormachen: Es wird noch steiler – und es geht lang so dahin. Wer verschnaufen will muß stehenbleiben. Flachstück gibts vorerst keines. Erst das kurze Stück auf der Forststraße ist nicht mehr ganz so steil, und deshalb sehr willkommen – auch wegen der Aussicht!

Danach gehts weiter durch den Wald. Vorbei an einer Jagdhütte. An der hätte eine Hexe wie die Baba-Jaga ihre Freude.

Und dann zeigt der Weg noch einmal wie steil so ein Waldweg sein kann.

Immerhin: Die Roßleithen-Reith ist erreicht. Was aber nix heißt – ausser, daß es nicht mehr ganz so steil weitergeht durch den Wald.

Immerhin etliche Höhenmeter später lacht auf der Tommerlalm einer entgegen. Ist er das – der Genius Loci? ;-{)

Einfach schauen, spüren, fühlen: So viele Überlieferungen erzählen – alles hat etwas zu sagen! Also: Immer schön auf Empfang bleiben!

Weit ist es jetzt wohl nimmer bis zur Hütte.

Noch ein Steilstück – und schon ist sie vorne zu sehen – die Dümler-Hütte.

Auf den letzten Metern hinauf begegnet mir Bruno mit seiner Frau. Er schafft es noch mit 90 Jahren auf die Hütte. Respekt! Drauf trinken wir oben einen Zwetschgernen. Der schmeckt.

Ganz schön viel los auf der Dümler-Hütte bei dem prächtigen Herbstwetter. Die Terasse ist voll. Die zwei Frauen, bei denen wir freundlicherweise Platz nehmen dürfen, sind Petra und Sabine. Viele Jahre haben sie Erfahrung in Pflegeberufen gesammelt. Gemeinsam haben sie jetzt die »Wink im Leben GesbR« gegründet. Da gibts gleich viel zu erzählen und auszutauschen. Kein Small-talk. Das wäre schade um die Zeit. Nein, wirklich sehr viel Spannendes! Schön, dass es solche Menschen gibt. – Mehr über ihre Arbeit unter www.energie-web-stubn.at und www.petras-gesund-und-leben.com.

Nach Radler, Nudelsuppe und mehreren Apfelstrudeln – alles bestens – ist es Zeit zum Aufbruch. Ein kleines Stück Abstieg geht sich gemeinsam aus. Dann trennen sich die Wege. Aber ein Selfie muss noch sein:

Jetzt also steil hinunter. Erstaunlich wie locker es sich läuft, wo vor kurzem noch heftiges Schnaufen angesagt war. Und natürlich muss Zeit sein um die kleinen Wunder und großen Aussichten am Weg zu würdigen.

Wo jetzt der Genius Loci ist!? – Gehen, schauen, hören, riechen … ausgiebig wahrnehmen und erleben. War und ist er das?

Wie hat der Herr Heller einmal so schön gesungen: Die wahren Abenteuer sind in deinem Kopf – und sind sie nicht in deinem Kopf, dann sind sie nirgendwo. …